Treffen Menschen unterschiedlicher Kulturen aufeinander, sind Irritationen und Missverständnisse an der Tagesordnung. Vorstellungen davon, "wie die Dinge sind und wie Aufgaben erledigt werden", treffen auf Unverständnis und teilweise konträre Ansichten. Und zwar auf allen Seiten.

Unterschiedliche Grade der Offenheit und der Möglichkeit, Kritik direkt zu äußern, verletzen, ohne dass dieses intendiert oder wahrgenommen wird. Vollkommen harmlose Handlungen stellen einen Tabubruch für den Anderen dar und lassen das Miteinander als ein Minenfeld der Fettnäpfchen und Kränkungen erscheinen. Erwartungen werden nicht erfüllt, dafür legt das Gegenüber auf einen Austausch in Bereichen wert, die im eigenen Wertesystem definitiv dem Privaten zugeordnet sind.

Es ist nicht einfach, mit der Herausforderung nicht nur unterschiedlicher, sondern fremder Wertesysteme und Weltbilder konstruktiv umzugehen, ohne zu versuchen, die eigenen Vorstellungen rigoros durchzusetzen (oftmals ohne dieses überhaupt zu bemerken), oder sich zähneknirschend aber scheinbar tolerant dem anderen System unterzuordnen.

In beiden Versionen wird die eine oder andere Seite sich zu irgendeinem Zeitpunkt zur Wehr setzen. Eine Mediation, die hier versucht, den Konflikt beizulegen, wird daher zunächst die unterschiedlichen Vorstellungswelten und die inhärenten Logiken innerhalb der Kultur des einen beleuchten, um dann die Reaktion und die Interpretation des Geschehens auf Seiten des Anderen zu beleuchten. Erst nachdem beide Seiten die Situation und die Schlussfolgerungen aus der Perspektive des Gegenübers betrachtet haben, ist es möglich, sich dem ursprünglichen Konflikt zuzuwenden und eine Lösung gemeinsam zu erarbeiten.